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Stellungnahme zum Hochwasser

Bund Naturschutz Donau-Ries fordert mehr natürlichen Schutz vor Hochwasser und Entschädigung der Landwirte

07.07.2024

Die Vorstandschaft der Kreisgruppe des Bund Naturschutz (BN) hat sich im Raum Tapfheim ein persönliches Bild über das Ausmaß des verheerenden Hochwassers gemacht. „Die Wucht, mit der das Wasser gekommen ist und Häuser und Felder überflutet hat, war immens“, so das Resümee der Naturschützer. Glücklicherweise sei durch die Wassermassen niemand ernsthaft verletzt worden, nicht zuletzt Dank der vielen Helfer, durch deren außerordentlichen Einsatz Schlimmeres verhindert werden konnte, so der BN-Kreisvorsitzende Alexander Helber anerkennend.

Wie berichtet, hatten vergangene Woche zwei intensive Regentage ausgereicht, um eines der schlimmsten Hochwasserereignisse in unserer Region auszulösen. Besonders die Donau-Zuflüsse aus dem Allgäu sowie Schmutter und Zusam hätten in kürzester Zeit erhebliche Wassermassen in die Donau gebracht und dafür gesorgt, dass es im Raum Donauwörth zu grossflächigen Überflutungen gekommen sei.

Alexander Helber: „Wir können jedoch von Glück sprechen, dass der Ried-Strom angesprungen ist und das Donau-Ried in eine riesige Seenlandschaft verwandelt hat“. Die ins Ried abgeflossenen Wassermassen hätten zum einen den Hauptstrom der Donau entlastet und durch die Ausbreitung in die Fläche dafür gesorgt, dass das Wasser erst zwei Tage zeitversetzt wieder in die Donau gelangt wäre. Dies hätte zur Folge gehabt, dass die befürchtete Hochwasserspitze am „Nadelöhr Donauwörth“ verhindert werden konnte.

Diese gewollte „Ventil-Wirkung“ des Ried-Stroms ginge jedoch sehr zulasten der im Donau-Ried beheimateten Schwaig-Höfe, die dadurch teilweise unter Wasser gestanden hätten und deren Felder völlig überflutet gewesen seien. Einig waren sich die Naturschützer darin, dass „unsere betroffenen Bauern, die dadurch einen großen gesellschaftlichen Beitrag zum Schutz der Unterlieger geleistet haben, nun aber schnell und marktgerecht entschädigt werden müssen“. Um die Schwaig-Höfe vor zukünftigen Hochwasserereignissen besser zu schützen, müssten nun dort rasch Ringdeiche errichtet werden.

Ähnlich hart hätte es laut der Naturschützer auch Rettingen getroffen. Mit dem Eintreffen des Ried-Stroms in der Nacht auf letzten Dienstag wurde der Ort nahezu auf seiner gesamten Länge durchflutet. Auch hier müssen nun rasch die Versäumnisse der Vergangenheit aufgearbeitet werden und durch geeignete ortsnahe Ringdeiche für Schutz gesorgt werden.

In seinen schlimmsten Befürchtungen bestätigt sieht sich der BN jedoch mit seiner ablehnenden Haltung hinsichtlich der aktuellen Ausbauplanungen der Ortsverbindungsstraße nach Buttenwiesen. Wie mehrfach berichtet, planen die beiden Kommunen Tapfheim und Buttenwiesen den Bau der Straße durch das Donau-Ried, der unter anderem eine Höherlegung der Trasse um bis zu 1,9 Meter vorsehen würde.

„Dieser entstehende Querdamm im Donau-Ried hätte die Fließrichtung des Ried-Stroms grossteils auf Rettingen umgeleitet mit katastrophalen Folgen für den Ort“, prophezeit Alexander Helber und weiter: „Wer nach diesem Ereignis noch ernsthaft die Höherlegung der Ortsverbindungsstrasse fordert, der hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt und spielt mit Leib und Leben der Rettinger Bürger“. Der Vorstand fordert die längt überfällige Überplanung der Straße auf das heutige Höhenniveau.

Eine klare Absage an den Bau von technischen Poldern erteilte unterdessen der stellvertretende Vorsitzende, Rudi Schubert, und betont, dass man sich in der Einschätzung dazu mit Ministerpräsident Söder einig sei. Dieser hatte in einem Interview in der Augsburger Allgemeinen gesagt: „Die Polder an der Donau hätten für Schwaben keine Relevanz gehabt“.

„Stattdessen müssen wir gerade an den Zuläufen der Donau das Wasser länger in der Fläche halten und dafür natürliche Retentionsräume schaffen“. Auch die Rückverlegung von bestehenden Deichen entlang der Donau und das Ausleiten von Wasser in Auwald-Bereiche würde dazu beitragen, die Wucht der Wassermassen einzubremsen, so Schubert und weiter: „Breitwasser statt Hochwasser ist nun das Gebot der Stunde“.

Vor dem Hintergrund des Geschehenen sei nun das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth dringend gefordert, eine genaue Analyse der Ereignisse durchzuführen und Vorschläge für ein ganzheitlichen Schutzkonzept für den Donau-Lech-Raum vorzulegen. Politisch motivierte Schnellschüsse und Aktionismus seien bei diesem essentiellen Thema jetzt aber fehl am Platz, so Helber und fordert eine sachliche und ehrliche Diskussion mit allen Betroffenen über die nun notwendigen Maßnahmen.