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Steckbriefe Wiesenbrüter

Wiesenbrüter sind Vogelarten, welche ihr Nest am Erdboden bzw. in Bodennähe bevorzugt auf Wiesen anlegen.


Wachtelkönig (Crex crex)

Der Wachtelkönig ist wahrscheinlich der Wiesenbrüter, welchen man am seltensten zu Gesicht bekommt. Den lauten schnarrenden Balzruf der Männchen „crex crex“, welchen man überwiegend nachts hört, verdankt er auch seinen lateinischen Namen Crex crex. Er besiedelt offene bis halboffene Niederungslandschaften der Fluss- und Talauen sowie Niedermoore und hochwüchsige Feuchtwiesen. Der Zugvogel trifft Ende April/Anfang Mai aus dem tropischen Afrika in den Brutgebieten ein.

Auch wenn der Wachtelkönig ein echter Langstreckenzieher ist, fliegt er nur ungern und verlässt selten die schützende Deckung. Bei Gefahr fliehen sie oft zu Fuß. Dazu tritt der Wachtelkönig in seinem Revier unter den langen Halmen tunnelartige Laufgänge aus, in denen er schnell rennen kann, ohne dass sich das Gras bewegt. Erst in letzter Konsequenz fliegt er auf. Mit dieser Strategie verringert er die Wahrscheinlichkeit, seinen eigenen Standort und den seines Geleges oder seiner Jungvögel preiszugeben. Die Wachtelkönigmännchen bilden bei der Balz, welche Anfang Mai beginnt, oft sogenannte Rufergruppen, wobei sie in relativem Abstand zueinander ihren Ruf von sich geben. Dadurch erhöht sich vermutlich die Chance, dass Weibchen in ein Gebiet gelockt werden. Haben sich ein Männchen und ein Weibchen gefunden, binden sich diese für ein paar Tage aneinander und paaren sich mehrfach. Während dieser Zeit nimmt die Rufaktivität des Männchens in der Nacht stark ab und verlagert sich in die erste Nachthälfte. Verpaarte Männchen rufen gelegentlich auch tagsüber. Nachdem das Weibchen die ersten Eier gelegt hat, vollzieht das Männchen meist einen Ortswechsel und fängt wieder an zu singen, um eine neue Partnerin zu werben. Die Brut- und Jungenaufzucht obliegt oft allein dem Weibchen und erfolgt meist nahe dem Rufplatz des Männchens. Dazu wird Mitte Mai/Mitte Juni eine Bodenmulde unter dichtem Pflanzenbewuchs ausgescharrt und mit Halmen ausgelegt. Wenige Stunden nach dem Schlupf verlassen die Küken bereits das Nest, wobei sie von der Henne gehudert und etwa die ersten vier Tage noch gefüttert werden. Danach suchen sie bereits selbstständig ihr Futter, welches aus Weichtieren und Sämereien besteht. Mit etwa 35 Tagen sind die Jungen flügge. Die ersten Wachtelkönige verlassen bereits im August wieder die Brutgebiete.

Wie die meisten Wiesenbrüter, so ist auch der Wachtelkönig stark in seinem Bestand gefährdet und wird auf der Roten Liste Bayerns als „stark vom Aussterben bedroht“ geführt. Entwässerung und Grünlandumbruch haben zur Folge, dass seine Lebensräume verschwinden. Eine zunehmende Bewirtschaftungsintensivierung (übermäßige Düngung, frühe und häufige Mahd) macht das Überleben der Gelege und Küken schwierig. Hinzu kommt, dass eine Mahd Ende Juli/Anfang August zudem die Altvögel gefährdet, da diese sich nach der Brutsaison mausern und zu dieser Zeit flugunfähig sind.

Literatur Quellen:

  • Limmbrunner A., Bezzel E., Richarz K., Singer D. (2001,2007): Enzyklopädie der Brutvögel Europas. Franckh-Kosmos, Stuttgart.
  • Andretzke, H., T. Schikore &K. Schröder (2005): Artensteckbriefe. In: Südbeck, P. et. al. (Hrsg.): Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands. S. 135-695. Radolfzell.

Großer Brachvogel (Numenius arquata)

Der Große Brachvogel ist mit seinem wohlgefälligen Trällern und wellenförmigen Reviermarkierungsflug neben dem Kiebitz wohl die markanteste Art im Donauried. Mit einer Länge von ca. 50-60 cm und einer Flügelspannweite von 80-100 cm ist er definitiv der größte Watvogel Europas. Das sicherste Unterscheidungsmerkmal der Geschlechter ist die Länge und Krümmung des Schnabels. Das Weibchen besitzt in der Regel einen deutlich längeren, kräftigeren Schnabel, der im spitzen Drittel mehr gebogen ist als beim Männchen.

Das Brutareal umfasst die mittleren und nördlichen Breiten von Westeuropa bis Ostsibirien. Die südlichsten Vorkommen in Europa reichen etwa bis Südwestfrankreich und an den Alpenrand. Während die Brachvögel des östlichen Verbreitungsgebiets  fast alle Langstreckenzieher sind, ihre Winterquartiere reichen von Südafrika bis Südasien, gehören die europäischen Brachvögel zum Großteil zu den Kurz- und Langstreckenziehern. Teils bleibt die westeuropäische Population auch ganzjährig in der Nähe der Brutgebiete. Die meisten aber überwintern an der europäischen Atlantikküste, am Mittelmeer oder in Nordafrika. Die ersten Exemplare des Großen Brachvogels treffen bereits im März  an den Brutplätzen im Donauried ein. Die Balz beginnt etwa ab Mitte März und die Hauptlegezeit ist Mitte April. In der Regel wird nur eine Jahresbrut angelegt. Es sind aber bei Gelege- oder Kükenverlusten Nachgelege möglich.

Neben dem Balzflug findet beim Brachvogel auch eine Bodenbalz statt, bei welchem das Männchen ein etwas lustig anmutendes Verhalten zeigt. Es läuft in geduckter Haltung und mit eingezogenem Kopf hinter dem Weibchen her, wobei es beim Weibchen angekommen, die Flügel mit nach hinten gehaltenen Spitzen leicht anhebt und beginnt, mit ihnen zu vibrieren. Nicht paarungswillige Weibchen gehen weiter, fliegen weg oder attackieren das Männchen sogar. Konnte das Männchen doch ein Weibchen mit seinem Verhalten beeindrucken, kommt es zur Kopulation.

Es ist Teil des Balzrituals, dass das Männchen mehrere Bodenmulden „dreht“ und dem Weibchen diese als Nistplatz „vorführt“.  Hat das Weibchen eine für geeignet befunden, wird diese meist nur spärlich mit Halmen ausgelegt und die Eiablage beginnt. In der Regel legen Brachvögel beim Erstgelege vier Eier. Die Eier sind im Mittel 6,7x4,7 cm groß. Wie bei allen Nestflüchtern sind die Eier im Vergleich zu Körpergröße sehr groß, da die Küken schon weiter entwickelt sein müssen als bei Nesthockern. Aufgrund der Eiergröße dauert es etwa 8 Tage, bis das Gelege vollständig ist. Erst dann beginnt das Weibchen die Eier zu bebrüten, so dass die Küken etwa zum gleichen Zeitpunkt nach ca. 27-29 Tagen schlüpfen. Es brüten beide Geschlechter, wobei das Weibchen deutlich mehr brütet. Die Eier werden während der Brut immer wieder gewendet. Die Jungen sind nach etwa fünf Wochen flügge.

Habitat/Problematik

Der Große Brachvogel ist eine Art, die das Offenland braucht. Er reagiert sehr empfindlich auf lange und dichte Hecken, von welchen er mit seinem Gelege mind. 100 m Abstand hält. Ursprünglich eine Art der offenen Niederungslandschaften, insbesondere Kleinseggensümpfe in Niedermooren, offenen Hochmoore, feuchten Dünentäler im Küstenbereich, war er durch den Rückgang dieser Lebensräume gezwungen, immer mehr auf  feuchte Wiesen und Überschwemmungsflächen mit extensiver landwirtschaftlicher Nutzung auszuweichen. Nur auf diesen Flächen findet er die kurzrasigen und lückigen Wiesen mit storcherfähigen Böden, die er braucht. Leider ist in den letzten Jahrzenten die Nutzung dieser Flächen immer intensiver geworden und so der Großer Brachvogel, stellvertretend für alle Lebewesen der Kulturlandschaft, immer mehr in Bedrängnis geraten. So findet man zunehmend immer mehr Bruten auf Intensivwiesen und Äckern, da die geeigneten Lebensräume fehlen. Dort hat der Bodenbrüter - die Entwicklung vom gelegten Ei (ab Ende März) zum flüggen Jungvogel dauert rund 65 Tage - kaum eine Chance. Die erste Mahd, welche je nach Wetter Anfang Mai stattfindet, zerstört so meist die Gelege oder tötet die Küken. Der Bruterfolg hat die letzten Jahre im Donauried zunehmend stagniert oder ist ganz ausgeblieben. Eine weitere Vermutung zu den Gründen ist ein fehlendes Nahrungsangebot für die Küken. So führt die Intensivierung der Landwirtschaft zu einer zunehmenden botanischen Artenverarmung. Da zwischen Pflanzen und Insekten (aber auch anderen Gliedertieren) eine sehr enge Abhängigkeit besteht, führt dies folglich auch zu einem geringeren Insektenvorkommen. Gerade Gliedertiere sind für die Küken, die aufgrund ihres noch weichen und kurzen Schnabels noch nicht im Boden stochern können, als Nahrungsquelle enorm wichtig.

Literatur Quellen:

  • Limmbrunner A., Bezzel E., Richarz K., Singer D. (2001,2007): Enzyklopädie der Brutvögel Europas. Franckh-Kosmos, Stuttgart.
  • Andretzke, H., T. Schikore &K. Schröder (2005): Artensteckbriefe. In: Südbeck, P. et. al. (Hrsg.): Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands. S. 135-695. Radolfzell.

Kiebitz (Vanellus vanellus)

Mit seinem schwarzen, metallisch schimmernden Gefieder und seiner charakteristischen Federholle am Kopf ist der Kiebitz ein typischer Brutvogel im Donauried. Ursprünglich war der Kiebitz, der mit rund 30 cm in etwa taubengroß ist, ein Bewohner von schütteren, niedrigwüchsigen und lückigen Wiesen, ist aber mittlerweile aufgrund des Lebensraumverlustes auf gut überblickbare Äcker ausgewichen.

Der Kiebitz legt sein Nest in einer Bodenmulde an. Der Legebeginn ist stark witterungsabhängig und schwankt zwischen Anfang März bis Juni. Hauptbrutzeit ist April und Mai. Das Gelege besteht meist aus 4 birnenförmigen, olivbraunen und schwärzlich gefleckten Eiern. Nach 26 bis 29 Tagen schlüpfen die Küken. Es sind Nestflüchter, die mit 35 bis 40 Tagen fliegen können und selbständig werden. Der Kiebitz hat meist nur eine Jahresbrut, bei Verlust erfolgen jedoch bisweilen Nachgelege.

Der Kiebitz ist in der gemäßigten und mediterranen Zone von Westeuropa verbreitet. Die nördliche Verbreitungsgrenze wird in Skandinavien erreicht. Im Süden reicht das Areal bis Nordafrika. Die dichtesten Vorkommen liegen in Tiefebenen und Flussniederungen.

Literatur Quellen:


Gefährdungen für Wiesenbrüter

Das wohl akuteste Problem/größte Gefährdung für die Jungvögel der nestflüchtenden Bodenbrüter, wie Brachvogel, Wachtelkönig und Kiebitz, stellt die Mahd dar. Durch kleine Maßnahmen bei der Mahd kann die Überlebenschance der Küken drastisch erhöht werden. Da die Jungen, vor allem bei Gefahr, nur ungern die Deckung verlassen bzw. sich nah an den Boden drücken, ist eine kreisförmige Mahd ein massives Problem, da die Vögel immer versuchen, Schutz in der noch stehenden Vegetation in der Mitte des Wiesenstückes zu suchen. Bei einer Mahd von innen nach außen mit seitlich ungemähten Randstreifen hätten alle Wiesenbrüter (auch Junghasen und Co.) eine höhere Überlebenschance. Ideal wäre natürlich auch ein Schnitt, der maximal 10-15 cm über dem Boden ansetzt, so dass sich in den Boden duckende Jungtiere und Insekten evtl. verschont werden.