Gefährdungen des Rieds
Damals...
Anfang des 18. Jhdt. kann man sich die Riedlandschaft als offenes, relativ baumfreies Gebiet vorstellen. Durch die zahlreichen menschlichen Eingriffe wie Torfabbau, Entwässerung zur Urbarmachung, Regulierung und Begradigung von Donau, Lech und Zusam, wurde das Gebiet nachhaltig verändert. So entwickelten sich durch die Absenkung der Grundwasserstände aus den Röhricht- und Seggenrieden später Streu- und Futterwiesen.
Das Mertinger Ried war über die letzten Jahrhunderte mehrfach durch verschiedene menschliche Eingriffe bedroht. Die gravierendste Änderung des Rieds erfolgte durch den Torfabbau und die Entwässerung im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts.
Schon Anfang des 19. Jhdt. hat man begonnen, die Donau durch eine Flussstreckenverkürzung, Dammbauten und Eindeichungen zu regulieren. Mit der Anlage der Hauptentwässerungsgräben (Moos- und Gumpengraben) Mitte des 19. Jhdt. im Mertinger Ried war der Startschuss für die zunehmende Landnutzung und die Degeneration des Moors im Ried gefallen. Weitere Entwässerungsgräben folgten mit der Flurbereinigung 1957.
In den 30er Jahren des 20. Jhdt. wurde schließlich auch die Zusam einer Begradigung und Eintiefung unterworfen. Letztendlich wurde durch all diese Maßnahmen nicht nur der Grundwasserspiegel zunehmend abgesenkt, sondern auch die natürliche Überflutungsdynamik der Hauptströme (Donau, Zusam, Lech) bei normalen Regenereignissen unterbunden. Dies hatte solch einschneidende Auswirkungen auf das Mertinger Ried, dass nun auch einer ackerbaulichen Nutzung im Moorgebiet auf immer noch vorhandenen nassen Moor- und Anmoorböden nichts mehr im Wege stand.
Andere Pläne, welche das Ried nachhaltig in seiner heutigen Gestalt verändert oder gar zerstört hätten, konnten zum Glück durch den gemeinsamen Widerstand der einheimischen Bevölkerung und engagierten Umweltschützern verhindert werden. So sollte dort in der zweiten Hälfte des 20. Jhdt. unter anderem ein Bombenabwurfplatz, später eine Magnetschwebebahn und ein Atomkraftwerk entstehen.
Heute...
Die größten Einflüsse, denen das Mertinger Ried mit seinen seltenen Arten heute ausgesetzt ist, sind die Folgen der intensiven Landwirtschaft. So führt ein enormer Flächendruck zu einer immer intensiveren Landnutzung wie Silagewiesen (intensive Düngung, mehrschürige Mahd) und Wiesenumbrüchen (bis 2015). Dadurch werden arten- und blütenreiche Wiesen immer weniger, was insbesondere für die Wiesenbrüter katastrophale Auswirkungen hat. Ackerbau auf moorigen Böden sowie eine anhaltende Entwässerung haben enorm schädliche Auswirkungen für das Klima, da klimaschädliches Kohlenstoffdioxid und Stickoxide freigesetzt werden.