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Bachmuschelpost

Wer hätte gedacht, dass unsere Bachmuscheln jemals Post bekommen? Wir nicht, und die Freude am monatlichen Treffen über die bunt bemalte Flaschenpost war groß. Eigentlich war die Flaschenpost auch gar nicht direkt an die Muscheln, sondern vor allem an die Bachmuschelbetreuer gerichtet. Ein Kind hatte an der Ussel eine Muschelschale gefunden und daraufhin einen Brief geschrieben und nach Informationen zur Bachmuschel gefragt. Wir haben natürlich Kontakt aufgenommen, und den Bachmuschelfreund zu unserem jährlichen Ferienprogramm eingeladen.

Der Schutz der Bachmuscheln in der Ussel ist eine unserer Aufgaben bei der Ortsgruppe Monheimer Alb. Um die immer seltener werdende Muschel zu schützen, wird von unseren Ehrenamtlichen ein großer Aufwand betrieben.

Die Bachmuschel gehört zu den Flussmuscheln. Sie ernährt sich von abgestorbenen Pflanzenteilen, Algen und Bakterien. Die Muscheln filtern die Stoffe aus dem Wasser und tragen so zur Selbstreinigung eines Gewässers bei. Bis vor 60 Jahren waren sie sehr häufig und weit verbreitet, sie kamen in so großen Mengen vor, dass sie auch als Viehfutter für Schweine und Hühner verwendet wurden.

Heute ist die Bachmuschel stark gefährdet, ihr Bestand ist extrem zurückgegangen, so sehr, dass sie auf der Roten Liste steht. Sie ist vom Aussterben bedroht!

Warum geht es den Bachmuschelbeständen so schlecht?

Die Muscheln stellen hohe Ansprüche an ihren Lebensraum: kalkhaltiges, sauerstoffreiches und sauberes Wasser, stabiler, schlammfreier Untergrund mit Sand und kleinen Steinen, beschattete Bereiche im Wasser, ausreichend Pflanzenmaterial wie Laub oder Schilf, Überflutungsbereiche und naturnahes Ufer. Im Prinzip wünschen sie sich einen Bach wie ihn die Natur vorgesehen hat - diese Bäche gibt es aber kaum noch.

Hohe Nitratgehalte und aufgeräumte, begradigte Bäche ohne Bäume sind nichts für die Bachmuschel und so nimmt ihr Vorkommen immer weiter ab. Auch versehentlicher Eintrag von Pestiziden oder Schlamm ins Wasser schädigt die Bachmuscheln. Außerdem wurde leider die Bisamratte bei uns eingeschleppt die gerne Bachmuscheln frisst – sie haben also einen Fressfeind bekommen den es in unserer Natur früher gar nicht gab.

Wie leben die Muscheln?

Im April bis Juli entwickeln sich die Eier im Weibchen. Männliche Bachmuscheln geben die Spermien in großer Zahl ins Wasser ab, dort werden sie von den Weibchen herausgefiltert und die Eier in Kiemennähe werden befruchtet. Das Leben der Bachmuscheln beginnt als kleine Larven, die leben bis zu 3 Tagen frei im Wasser bevor sie sich an den Kiemen eines Wirtsfisches festsetzen. Von diesem Wirtsfisch lassen sie sich 2 – 4 Wochen durch den Bach tragen, dabei schaden sie dem Fisch nicht. In den Kiemen des Fisches findet die Umwandlung von der Larve in eine kleine Bachmuschel statt. Wenn der Fisch über geeignetem Grund schwimmt, lassen sie sich fallen und graben sich dann bis zu 2 Jahre in das Sediment ein. In dieser Zeit ihres Lebens sind sie besonders darauf angewiesen, dass der Bach nicht durch Schlamm verunreinigt wird.

Als erwachsene Muschel suchen sie sich einen schönen Platz am Bachbett, gerne in Ufernähe beschattet und geschützt durch Baumwurzeln. Sie können auch durchaus ein paar Meter wandern, aber meistens sitzen sie halb eingegraben im Bachbett.

Bachmuscheln können bei uns etwa 30 Jahre alt werden, inzwischen sind unsere Muschelbestände aber überaltert, es kommen kaum noch Jungtiere nach, da die Lebensbedingungen vor allem für die Jungtiere immer schlechter werden.

Was tun wir, um die Bachmuschel zu retten?

Die aus Nordamerika stammenden Bisamratten haben sich seit Beginn des letzten Jahrhunderts in Europa verbreitet. Wenige ausgesetzte Tiere und später auch aus Pelzfarmen entkommene Bisamratten, haben inzwischen stabile Populationen gebildet. Leider fressen Bisamratten Bachmuscheln und Krebse. Eines von vielen Beispielen wie ein eingeschlepptes Tier negative Auswirkungen auf das heimische Ökosystem hat.

Damit die ohnehin schon bedrohte Bachmuschel eine Chance hat, werden Bisamratten gefangen. Speziell ausgebildete Ehrenamtliche werden von der Unteren Naturschutzbehörde mir dieser Aufgabe beauftragt. Von Januar bis März werden die Fallen täglich kontrolliert. Durch das Abfangen der Bisamratten soll ihr Bestand klein gehalten werden, um die Gefahr für die Muscheln zu verringern.

Über 250 Bäume wurden inzwischen von der Ortsgruppe Monheimer Alb im Bereich der Ussel gepflanzt um künftig auch in anderen Bereichen die nötige Beschattung für die Muscheln zu bieten. Jeder Baum wird geschützt durch den von unseren Bachbetreuern entwickelten Biberschutz aus Estrichgitter, Maschendrahtzaun und Beton.

Unsere Ehrenamtlichen an der Ussel verbringen viel Zeit am Bach, sie sehen, wenn Probleme (wie zum Beispiel der Eintrag von Sedimenten) auftreten und handeln dann. Sie stehen in engem Kontakt mit anliegenden Landwirten und den Gemeinden und versuchen den Lebensraum der Bachmuscheln zu schützen.