BN kritisiert Gifteinsatz im Oettinger Forst
Kritik wegen Verstößen gegen Artenschutzrecht
Als besonders kritisch sieht der BN, dass die nach europäischen und nationalen Naturschutzgesetzen und –vorgaben erforderlichen Erfassungen von geschützten Schmetterlingen, Amphibien, Fledermäusen und Vögeln nicht wie vorgeschrieben für die betroffenen Einzelflächen durchgeführt wurden. „Ohne aktuelle Kartierungen von europäisch geschützten Arten kann nicht ausreichend beurteilt werden, welche Flächen vom Gifteinsatz ausgenommen werden müssen, um diese Arten zu schützen. Die fachlichen und rechtlichen Anforderungen für eine artenschutzrechtliche Genehmigung sind dann in der Regel nicht erfüllt“, so der stellvertretende Vorsitzende der BN Ortsgruppe Oettingen Jürgen Schittenhelm.
BN kritisiert späte Information
„Wir kritisieren, dass die Öffentlichkeit und wir als Naturschutzverband nicht früher informiert wurden, obwohl es laut Forstverwaltung einen langwierigen Abstimmungsprozess gab“, bemängelt Helber. „Wir wurden als BN-Kreisgruppe erst einen Tag vor dem Beginn der geplanten Spritzung per Hubschrauber informiert, welche Flächen von dem Gifteinsatz konkret betroffen sind.“
Gefährdung der Artenvielfalt in Eichenwäldern
Die Vergiftungsaktionen in Eichenwäldern sind besonders gravierend, weil die Eiche von allen Baumarten den mit Abstand höchsten natürlichen Insektenreichtum aufweist. Auf keiner anderen heimischen Baum- oder Pflanzenart leben mehr Insektenarten als auf der Eiche. Vor allem bei pflanzenfressende Gliederfüßler-Arten ist die Vielfalt enorm: 305 Schmetterlingsarten, 208 Käferarten, 45 Gallwespen, 39 Wanzen, u.a.m.. Insgesamt sind es in Deutschland 699 Arten[1], die durch ein Fraßgift wie Mimic getötet werden können. Die Insektengifteinsätze in Eichenwäldern treffen Larven aller frei fressenden Insektenarten, die sich von Blättern der vorhandenen Bäume, Sträucher, Gräser und Kräuter in diesen Wäldern ernähren, die mit dem Fraßgift benetzt werden. Wegen der Vielfalt an Insekten, Fledermaus- und Vogelarten stehen viele Eichenwälder unter Schutz.
[1] Brunk, I., Sobczyk, T. & Lorenz J. (2017): Schutz des Naturhaushaltes vor den Auswirkungen der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln aus der Luft in Wäldern und im Weinbau; Umweltbundesamt Texte 21/2017, 250 S.